Geologische Exkursion mit Dr. Petr Rojik am 1. Mai 2019
Ein Höhepunkt war unsere alljährliche geologische Frühjahrswanderung in Böhmen, die wie immer von Dr. Petr Rojik hervorragend vorbereitet und organisiert wurde. Gemeinsam mit den Mitgliedern des Kulturverbandes Kraslice fuhren wir per Bus zur Weiler Ruprechtov. Dort konnten wir vom Rand in die weltbekannte Grube zur Kaolingewinnung hinabschauen. Über der Schicht mit weißem Kaolin erkannte man deutlich Schichten von Braunkohle. Petr Rojik erzählte uns in seiner unterhaltsamen Art, wie üblich zweisprachig, Interessantes zur Entstehung dieser Landschaft. Was aber keiner von uns bis dahin wusste, ist, dass die Güte dieses Kaolins für die Porzellanherstellung weltweiter Standard für dessen Klassifizierung ist.
Nach weiteren 10 Minuten Busfahrt führte uns Petr an einen alten Vulkan, bei dem durch wirtschaftliche Nutzung eine interessante Gesteinsformation freigelegt worden war. Was manchem durch Bücher oder Fernsehen bekannt war, stand plötzlich in der Realität und angreifbar vor uns. Und das in unmittelbarer Nähe unserer Heimat. Wir erkannten genau die schrägen Lavaschichten am Kegel, die Aschebestandteile und die sogenannten „Bomben“ – große und kleine kugelige Auswürfe des Vulkans. Nach weiteren 200 m Gehweg befanden wir uns im Krater mit einem kleinen See. Für viele war dieses Erleben wie ein kleiner Urlaub.
Die zweite Etappe an diesem Tag begann an der Kirche in Hroznětín. Dort beginnt ein 6 km langer Wanderweg. Zuerst ging es an dem magischen und sagenumwobenen Ort unterhalb der Flaschnerfelsen vorbei, wo eine kleine Kapelle steht. Dort beginnt ein sehr steiler Aufstieg über 200 Höhenmeter. Dafür wurden wir mit einem wunderbaren Blick über die vor uns liegende Ebene bis nach Karlsbad und das dahinterliegende Duppauer Gebirge und den Kaiserwald belohnt.
Über den im Vordergrund liegenden See „Velky Rybnik“ konnte uns Petr in seiner verschmitzten Art natürlich eine Sage erzählen: „Drei Mönche hatten etwas Ungezogenes getan. Der Abt verwies sie deshalb des Klosters in die Gegend von Hroznetin um etwas Gutes zu tun. Die drei bereuten ihre Tat auch und überlegten einen Teich zu graben, weil die Bewohner der Gegend im Sommer immer wenig Wasser hatten. Das taten sie dann auch. Gott anerkannte diese Tat und ließ zur Belohnung in der Mitte des Teiches eine Quelle sprudeln.“
Soweit die Sage, aber gegenwärtig sind die 2000 Laubenbesitzer um den See herum ein Problem, da die dazugehörige Infrastruktur fehlt und dadurch das Wasser des Sees im Sommer durch Algen stark geschädigt wird.
Am Aussichtspunkt gab es noch eine kleine Stärkung aus dem Rucksack und der Abstieg begann.
Auf dem Rückweg kamen wir noch am jüdischen Friedhof der Stadt Hroznětín vorbei, der im Wald etwas abseits liegt und wo viele intakte Grabsteine aus der Zeit zwischen 1670 und 1938 vorhanden waren.
Mit vielen guten Wünschen verabschiedeten wir uns von unseren Freunden in der Gewissheit, dass wir uns bald wieder treffen werden. Unser Dank gilt allen Helfern und ganz speziell Dr. Petr Rojik, der wieder alles perfekt vorbereitet hatte.
Harald Keßler